Forensik-Info stößt auf großes Interesse
Rund 160 Bürger:innen informieren sich über Bau und Klinikfunktionen
27. August 2024 | Zum Schluss gab's einen Applaus für's Publikum - für das Interesse, sich über die künftige forensische Klinik in Lünen zu informieren und für die sachliche Diskussion trotz kritischer Fragen. Rund 160 interessierte Bürger:innen waren der Einladung des LWL in Kooperation mit dem NRW-Gesundheitsministerium und dem örtlichen Planungsbeirat in den Erlebnisreich Campus nahe dem Baugelände auf der Victoriafläche gefolgt. Sie ließen sich anlässlich des bevorstehenden Baubeginns über Bau und Funktion der künftigen forensischen Klinik am Lippe-Ufer in Lünen informieren und diskutierten in der anschließenden Gesprächsrunde mit den Fachleuten.
"Uns als künftigem Klinikträger liegt viel daran, mit den Lüner Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch zu kommen und zu verdeutlichen, wie wir arbeiten." sagt LWL-Maßregelvollzugsdezernent Tilmann Hollweg zu Beginn der Veranstaltung. Er habe die Hoffnung, dass dieser Info-Abend dazu beitrage, die Mauern der Forensik im übertragenen Wortsinn transparenter zu machen. Und er äußert die Hoffnung, dass "der heutige Abend – kurz vor dem Baubeginn der Forensik - den Grundstein zu einer guten Nachbarschaft legen wird."
Voraussichtlich Ende September sollen die Bauarbeiten beginnen und Ende 2026 abgeschlossen sein. Das berichtet Referatsleiter Ulrich Scheinhardt vom Gesundheitsministerium bei der Vorstellung der Baupläne. Er erklärt, dass die künftige Forensik rundum von einem hohen Sicherheitszaun umgeben sein werde. "Es wird nur eine zentrale Pforte mit einer Schleusenfunktion für Personen und Fahrzeuge geben, die rund um die Uhr besetzt sein wird", erklärt er. Von den äußeren Sicherheitsvorkehrungen werde die Klinik eher einer JVA ähneln, innen sei sie dennoch ein Krankenhaus.
Darauf legt auch Gisa Lieweris-Amsbeck, Therapeutische Direktorin der forensischen LWL-Klinik in Dortmund großen Wert. Sie erklärt die inneren Zusammenhänge und die therapeutischen Ziele der Forensik. Nach ihrer Motivation gefragt, antwortet sie: "Die Therapie der psychisch kranken Rehtsbrüchigen ist letztlich Opferschutz, damit beugen wir weiteren Straftaten vor - und dafür lohnt es sich, diese Arbeit zu machen!" Welche Faktoren zur inneren Sicherheit beitragen und wie Entscheidungen abgewogen werden, erklärt sie in ihrem Vortrag.
Außerdem zeigt sie, dass aktuell in den Landgerichtbezirken Dortmund und Hagen in der Mehrheit Patienten mit Psychosen von den Gerichten in den Maßregelvollzug für psychisch kranke Rechtsbrüchige (Paragraf 63 StGB) überwiesen werden. Auch die Delikte, die die untergebrachten Menschen aufgrund ihrer Erkrankung begangen haben, stellt sie vor. Deutlich wird, dass es sich in der Mehrzahl um Körperletzungsdelikte handelt, leider manche mit Todesfolge, dass jedoch die in der Öffentlichkeit häufig besonders wahrgenommenen Sexualdelikte inzwischen kaum mehr als ein Zehntel der Fälle ausmachten, weil sich die Patienteneinweisung geändert habe. "Richtig ist, dass unsere Patienten nicht wegen Bagatelldelikten bei uns sind", erklärt Amsbeck, immerhin handele es sich um eine nicht befristete also möglicherweise lebenslange Unterbringung. "Sie können aber sicher sein, dass wir jede Entscheidung über weitere Lockerungen sehr sorgfältig abwägen und die Sicherheit der Allgemeinheit dabei immer oberste Priorität hat", stellt sie klar.